3.Dezember 2020 - "Vom gegenseitigen Respekt und dem perfekten Zusammenspiel": GOULD, BERNSTEIN & BACH

Liebe Freunde,

Dieser Adventskalender soll neben einigen Highlights aus meiner persönlichen Sammlung vor allem so manchen Videoschatz enthüllen, mit dem auch eingeschworene Klassikliebhaber eine Freude haben werden. Ein solches Dokument ist zweifellos der folgende Ausschnitt aus einer Aufnahme des Bach-Klavierkonzerts in D-Moll mit zwei absoluten Ausnahmekünstlern ihrer Zunft: Leonard Bernstein und Glenn Gould.  Wer Zeit und Lust hat, kann sich auch das gesamte Konzert auf YouTube ansehen, es lohnt sich.

Bernstein zählt seit jeher zu meinen absoluten Lieblingsdirigenten, sein Können und seine herzliche Ausstrahlung sind für mich - gerade auch in dieser Kombination - einzigartig.  
Gould war als exzentrisches Klavier-Genie eine ebenso faszinierende Persönlichkeit, die mich immer und immer wieder durch unglaubliche Musikalität und technische Perfektion einnimmt.  
Zudem fasziniert mich das Auftreten des Ausnahmepianisten, da ich Künstlerinnen und Künstler schätze, die durch Einzigartigkeit und Individualität aus der Masse hervorstechen: für diese leider immer seltener werdende Spezies ist er Vorbild und Wegbereiter.  Thomas Bernhard hat es - bernhardesk - so formuliert: “Wer Glenn Gould nicht mag, ist ein schlechter Mensch!”

 Wie man in dieser Einleitung schon feststellen kann sind hier zwei absolute Größen am Werk, die - jeder für sich - auch zum damaligen Zeitpunkt richtige Superstars der Szene waren. Umso faszinierender ist es, mit welcher Aufmerksamkeit vor allem Leonard Bernstein den mitunter auch als „schwierigen“ Kammermusikpartner geltenden Gould begleitet, ihm den musikalischen Teppich ausrollt und das Fundament bereitet, die dem Virtuosen erst die Entfaltung seines schier unendlichen Potentials ermöglicht. Was Gould dann an Perfektion dem Flügel entlockt ist sowieso von einem anderen Stern. 

Möglich ist das nur, weil sich in diesem besonderen Moment beide Künstler in den Dienst der Sache, am wunderschönen Konzert Johann Sebastian Bachs, stellen - und das mit intensiv spürbarem, tiefem Respekte voreinander und vor der Musik. So soll, so muss es sein.  

Euer Rafael