21.Dezember: "Von der guten Laune" ES MUSS WAS WUNDERBARES SEIN

Liebe Freunde,

Nur die Wenigsten von Euch wissen wahrscheinlich, dass auch RALPH BENATZKY, der Schöpfer so vieler wunderbarer und bekannter Operettenmelodien, im Jahr 1940 auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus in die USA emigrieren musste. Mir selbst wurde das erst bewusst, als wir zusammen mit Vinzenz Praxmarer und dem Orchester Divertimento Viennese (An dieser Stelle: Ihr wart großartig! Danke!!) das Programm „Sehnsucht nach Wien“ erarbeiteten.
Dieses besondere Konzert, welches am 5. Juli - vor Publikum - im Brucknerhaus seine Premiere hatte, war ein persönlicher Höhepunkt meines musikalischen Jahres.
Benatzkys grundpositive Art Musik zu schreiben, hat er sich übrigens auch in den Vereinigten Staaten nach seiner Flucht und bis zu seinem Lebensende beibehalten.
„Es muss was wunderbares sein“ entstand etwa zehn Jahre früher, als Hit der Operette „IM WEISSEN RÖSSL”, welche völlig zu Recht als Krönung seines großen, musikalischen Lebenswerks gilt.

Schon bei den Proben für unser Konzert habe ich mich in diese Salonlöwen-Nummer verliebt. Sie vereint so vieles, was mir in der Musik und im Leben wichtig ist: Gefühl, Stil, Humor, Empathie, Groove, eine direkt ins Herz gehende Melodie und - ganz wichtig - eine gesunde Portion Selbstironie.
Während der Probenarbeit und natürlich auch später im Konzert, hat sich ein weiterer, ganz besonderer Effekt dieses so einprägsamen Werkes gezeigt: Bei wirklich jedem einzelnen Durchlauf mussten Orchester, Dirigent, Solist und dann auch das Publikum lächeln, da dieses Stück einfach unmittelbar gute Laune, und schöne Gefühle verbreitet. Auch noch Wochen später hab ich mich dabei ertappt, wie ich diesen Ohrwurm auf und ab gesummt hab: Beim Kochen, Duschen, Laufen, Zähneputzen, im Auto - einfach überall musste “etwas Wunderbares” sein.
Meine absolute Lieblingsstelle ist übrigens der vom Orchester übernommene und zu einem swingenden BigBand-Part verwandelt Refrain. Der hier zum Vorschein kommende Sound löst bei mir seit Kindertagen große Glücksgefühle aus - mein Papa blick eine wunderbare BigBand-Vergangenheit zurück und hat mir die Liebe zu diesen Klängen zum Glück weitergegeben.

Ihr seht schon, “ES MUSS WAS WUNDERBARES SEIN” ist so etwas wie mein vorweihnachtlicher „Gute-Laune-Joker, “Stress-Killer" und soll Euch zum Wochenanfang einfach Gutes tun - dafür ist dieser “Feelgood”-Sound prädestiniert. Wenn ich dem Kellner Leopold bei seinem heimlichen Liebesständchen an die Rössl-Wirtin zuhöre, kann ich nicht anders, als lächelnd und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Die Vorfreude auf Bar-, Kaffeehaus- oder Restaurantbesuche - ja sogar auf die eine oder andere Tanzeinlage auf dem Parkett eines (Wiener)Balls - steigert sich ins Unermeßliche.
Die Zeiten, in denen das wieder selbstverständlich möglich sein wird, kommen ganz bestimmt und hoffentlich sehr bald. Eines hab ich mir jedenfalls ganz fest vorgenommen: Wann immer es so weit ist, werde ich versuchen, diese wunderbaren Dinge noch viel intensiver als bisher zu genießen.

Nicht zuletzt möchte ich mit diesem Beitrag eine kleine Lanze für das Genre Operette brechen, welches in den letzten Jahren leider - völlig zu unrecht - immer weniger Beachtung bekommt. Als österreichischen Kulturmenschen muss uns bewusst sein, welche musikalischen Schätze uns hier geschenkt und erhalten wurden. Pflegen wir sie bitte, diese wunderbare Tradition - als Künstler, Veranstalter und Publikum! So- genug geredet, jetzt geht’s an den schönen Wolfgangsee…

Euer Rafael